Getreide in der Kinderernährung
Getreide in der Kinderernährung sind eine der besten Quellen an leicht und schnell zugänglicher Energie. Sie sind die Grundlage eines ausgewogenen Speiseplans und befinden sich in der Pyramide gesunder Ernährung unter den Grundlebensmitteln, die wir am meisten genießen sollten.
Bei der Einführung sämiger Nahrung in den Speiseplan von Babys, sind Getreide, neben Obst und Gemüse, immer häufiger die erste Wahl bei der Einführung neuer Lebensmittel in die Ernährung von Kindern. Die Anfangsphase der Einführung sämiger Lebensmittel geht Hand in Hand mit der Phase des schnelleren Wachstums und der schnelleren Entwicklung von Babys. Aufgrund der erhöhten Energie- und Ernährungsbedürfnisse sowie einer Unfähigkeit der Einnahme einer größeren Nahrungsmenge, müssen folglich die Mahlzeiten diesen Bedarf decken. Babys, die sich immer mehr aktiv bewegen, spenden gerade Getreide-Breie die nötige Energie.
Um ein klares Bild und genauere Informationen über die Einführung sämiger Nahrung zu bekommen, führte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2006 eine multizentrische Studie aus, in die Länder aus der ganzen Welt einbezogen wurden und in der, mit Hilfe von Ernährungsfragebogen bei verschiedenen ethnischen und kulturologischen Gruppen, die Arten und Weisen der Einführung neuer Lebensmittel in der Kinderernährung ermittelt wurden. Die Ergebnisse haben bestätigt, das Getreide, die häufigste Lebensmittelgruppe ist, mit der die Einführung sämiger Nahrung begonnen wird.
Im Hinblick auf die Tatsache, dass sich in den letzten Jahre die Häufigkeit von Zöliakie erhöhte (Überempfindlichkeit gegen das Klebereiweiß = Gluten, das einige Getreidesorten enthalten), stellt sich die Frage, wann und welche Getreidesorte zu wählen sind.
Die neuesten Studien bieten folgende Richtlinie: die erste Wahl sollten die Getreidesorten sein, die nicht das Eiweiß Gluten enthalten. In den meisten Fällen werden Reis, Mais und Hirse empfohlen.
Als eine Möglichkeit die Entwicklung von Zöliakie zu verhindern haben frühere Studien promoviert Lebensmittel die Gluten enthalten, später einzuführen, insbesondere Weizenflocken, Weizengries, Hafer-, Gerste- und Roggenflocken. Neueste Studien und Metaanalysen jedoch weisen darauf hin, dass kein Bedarf dafür besteht. Übertriebenes Hinausschieben als auch eine zu frühe Einführung von Glutenquellen in die Kinderernährung kann schlecht auf die Gesundheit der Kinder wirken und das Risiko zur Entwicklung von Zöliakie erhöhen.
In den USA wurde eine prospektive Beobachtungsstudie, bekannt als „DAISY“, durchgeführt. Diese hat ergeben, dass die Einführung von glutenhaltigen Lebensmitteln in den ersten drei Lebensmonaten, sowie auch ihre zu späte Einführung (nach dem siebten Lebensmonat), das Risiko der Entwicklung von Zöliakie, in Vergleich mit der Einführung von Weizen, Gerste, Roggen und Hafer zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat, wesentlich erhöht. Diesen Standpunkt unterstützt auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die aufgrund von zahlreichen Fachartikeln und Metaanalysen, welche in einem langen Studienzeitraum entstanden sind (1966–2004), bekannt gab, dass langzeitiges Stillen während und nach der Einführung von Gluten, der wichtigste Faktor für eine Risikominderung der Entwicklung von Zöliakie und Diabetes des Typs 1 bei Kindern, ist. Das ist auch der offizielle Standpunkt der ESPGHAN-Kommission. Diese veröffentlichte Richtlinien für die Einführung sämiger Nahrung bei Babys in denen betont wird, dass eine stufenweise Einführung von Gluten in kleinen Mengen, neben dem Stillen, jedoch nicht vor dem vierten oder nach dem siebten Lebensmonat, die beste Weise zur Risikominderung der Entwicklung von Zöliakie, Diabetes Typ 1 und Allergie auf Weizen, Gerste, Roggen und Hafer, ist.
Sowohl bei Erwachsenen wie auch bei Kindern wird, nach dem vollendeten ersten Lebensjahr, eine vielfältige Auswahl an Vollkorngetreidesorten empfohlen. Damit wird die Kinderernährung abwechslungsreicher mit zusätzlichen Nährstoffen: Kohlenhydraten, pflanzlichen Eiweißen und Mineralstoffen, welche in der Hülle von Korn enthalten sind. Vollkorngetreidesorten sind allgemein als eine reiche Quelle an Ballaststoffen bekannt und dass sie eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Verdauung spielen, sowie eine gute Quelle an Vitaminen der Gruppe B darstellen. Genau deswegen widmete das US-Landwirtschaftsministerium (USDA), in seinen neuen Richtlinien über die richtige Ernährungsweise – Myplate, den Vollkorngetreidesorten fast einen Viertel des Tellers bzw. einer herkömmlichen Mahlzeit. Das heißt Getreide bleiben noch weiter die Grundlage für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung.
Außer der Getreidesorten wie Mais Roggen, Weizen, Gerste, Reis, Hafer und Hirse, die wir üblicherweise in unserer Ernährung verwenden, werden immer mehr Getreidesorten beliebt, deren Namen und Herkunft nicht besonders bekannt sind. Buchweizen, Amarant und Quinoa fallen in die Gruppe der Pseudogetreide bzw. unechter Getreide. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind sie wegen ihrer Aminosäurezusammensetzung und reichem Gehalt an Mikronährstoffen interessant.
Buchweizen kommt aus Asien, vor allem wird er in den nördlichen Ländern Europas gegessen. Das Korn hat eine dreieckige Form und ist eine ausgezeichnete Quelle an essenziellen Aminosäuren, Ballaststoffen und Mineralstoffen Mangan und Magnesium. Gemahlener, gekochter Buchweizen, gemischt mit Maisgries ist ein ausgezeichneter, nahrhafter und energiereicher Getreide-Brei. Trotzdem ist beim Verzehr von Buchweizen Vorsicht geboten, denn es sind Fälle von allergischen Reaktionen bekannt. Deshalb wird eine behutsame Einführung von Buchweizen in die Kinderernährung, vor allem bei Allergikern, empfohlen.
Amarant, die heilige Pflanze der antiken Griechen, ist in der Kinderernährung eine leichtverdauliche Eiweißquelle. Es ist interessant, dass die Pflanzen einen besonders hohen Calcium- und Eisengehalt besitzen. Amarant kann für die Zubereitung einer außergewöhnlich nahrhaften Mahlzeit mit Getreidesorten, wie Reis oder grünem Blättergemüse, wie Mangold und Spinat, kombiniert werden.
Der Ballaststoffgehalt ist typisch für alle, sowohl für „echte“ wie auch für „unechte“, Getreidesorten. Die Besonderheit von Quinoa liegt darin, dass sie auch wasserlösliche Ballaststoffe enthält, die ansonsten für Obst und Gemüse kennzeichnend sind. Deshalb wird Quinoa oft für die Regulierung der Verdauung verwendet und wird für die Zubereitung eines Kinderbreies, „der öffnet“, empfohlen. So eine Mahlzeit wird den Stuhlgang erleichtern und den Körper mit einer außergewöhnlichen Quelle an Eiweiß, Vitamin E und B versorgen.
Obwohl Getreide die Grundlage für eine gesunde Ernährung sind, genügt ihr Nährwert als solcher nicht für ein richtiges Wachstum und eine richtige Entwicklung der Kinder. Für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung müssen wir Getreide dringend mit anderen Lebensmittelgruppen kombinieren. Einen Speiseplan, der Obst, Gemüse und die Grundeiweißquellen enthält, können wir mit einer Fülle verschiedener Getreidesorten und Getreideprodukte bereichern und so die oft langweiligen und herkömmlichen Beilagen abwechslungsreicher gestalten.