Was ist ein Neuralrohrdefekt und wie kann man ihn verhindern?

Die Sorge um das Baby beginnt viel früher als auf der Entbindungsstation. Während der Schwangerschaftsplanung oder unmittelbar nach einem positiven Ergebnis ist es äußerst wichtig, sich um seine Gesundheit und die Gesundheit des Fötus zu kümmern. Einer der wichtigsten Nährstoffe ist dann Folsäure. Warum, erklären wir hier:

Folsäure spielt in der Frühschwangerschaft eine wichtige Rolle. (1) Sie unterstützt die Entwicklung des Neuralrohrs, des Teils des Fötus, der sich schließlich zu Gehirn, Rückenmark und Schädel des Babys entwickelt.

Das Neuralrohr entwickelt sich 21 bis 28 Tage nach der Empfängnis vollständig (1, 2, 3).

Wenn sich das Neuralrohr im Mutterleib nicht richtig schließt, kann das sich entwickelnde Gehirn oder Rückenmark dem Fruchtwasser (der Flüssigkeit, die den wachsenden Fötus schützt) ausgesetzt sein. Diese Lücke im Rückenmark wird auch als offener Neuralrohrdefekt bezeichnet.

Die beiden häufigsten Formen dieses Defekts sind Anenzephalie und Spina bifida – bei ersterer schließt sich der obere Teil des Neuralrohrs nicht, bei letzterer der untere Teil.

Von Neuralrohrdefekten sind weltweit jedes Jahr etwa 300.000 Babys betroffen. (5) Die meisten Babys, die mit Spina bifida geboren werden, überleben, abersie können später eine Reihe von gesundheitlichen Problemen haben, darunter den Verlust der Blasenkontrolle oder Lähmungen der Beine. Die Anenzephalie ist leider tödlich.

Es gibt mehrere Faktoren, die das erhöhte Risiko von Neuralrohrdefekten beeinflussen können (6):

• Mutter oder Vater des Babys haben einen Neuralrohrdefekt;
• Neuralrohrdefekt in der Familienanamnese;
• Eine frühere Schwangerschaft, bei der das Kind einen Neuralrohrdefekt hatte;
• Diabetes;
• Einnahme von antiretroviralen Medikamenten gegen HIV;
• Einnahme von Antiepileptika.
  
  

Die Kraft der Folsäure

Viele Studien zeigen, dass Folsäure dazu beitragen kann, 50 bis 70 % der Neuralrohrdefekte zu verhindern. (7, 8, 9) Aus diesem Grund ermutigen ÄrztInnen und Gesundheitsorganisationen weltweit Frauen, Folsäure in ihre Ernährung aufzunehmen – nicht nur in den ersten Wochen der Schwangerschaft, sondern bereits während der Planungsphase. (10, 11)

In der Regel sollte Folsäure drei Monate vor der Schwangerschaft eingenommen werden. Weil bereits wenn man schwanger wird, bildet der Fötus wichtige Zellen, die für die Entwicklung des Gehirns und des Rückenmarks entscheidend sind. Daher ist eine ausreichende Folsäurezufuhr zu diesem Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung.

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Quellen:

1. https://www.who.int/elena/titles/folate_periconceptional/en/
2. https://academic.oup.com/ajcn/article/85/1/285S/4649476
3. https://bmcpregnancychildbirth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12884-021-03848-9
4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3279093/
5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4827875/
6. https://www.nhs.uk/medicines/folic-acid/#pregnancy-and-breastfeeding
7. http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PII0140-6736(91)90133-A/abstract
8. https://www.who.int/bulletin/volumes/94/1/14-151365/en/
9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4486472/
10. https://www.cdc.gov/ncbddd/folicacid/about.html
11. https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2596295